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Literature: Die Verwandlung

  Seite 60: Die Verwandlung



deutscher Text English Text
  Die Schwester begann zu spielen; Vater und Mutter verfolgten, jeder von seiner Seite, aufmerksam die Bewegungen ihrer Hände. Gregor hatte, von dem Spiele angezogen, sich ein wenig weiter vorgewagt und war schon mit dem Kopf im Wohnzimmer. Er wunderte sich kaum darüber, daß er in letzter Zeit so wenig Rücksicht auf die andern nahm; früher war diese Rücksichtnahme sein Stolz gewesen. Und dabei hätte er gerade jetzt mehr Grund gehabt, sich zu verstecken, denn infolge des Staubes, der in seinem Zimmer überall lag und bei der kleinsten Bewegung umherflog, war auch er ganz staubbedeckt; Fäden, Haare, Speiseüberreste schleppte er auf seinem Rücken und an den Seiten mit sich herum; seine Gleichgültigkeit gegen alles war viel zu groß, als daß er sich, wie früher mehrmals während des Tages, auf den Rücken gelegt und am Teppich gescheuert hätte. Und trotz dieses Zustandes hatte er keine Scheu, ein Stück auf dem makellosen Fußboden des Wohnzimmers vorzurücken.

Allerdings achtete auch niemand auf ihn. Die Familie war gänzlich vom Violinspiel in Anspruch genommen; die Zimmerherren dagegen, die zunächst, die Hände in den Hosentaschen, viel zu nahe hinter dem Notenpult der Schwester sich aufgestellt hatten, so daß sie alle in die Noten hätten sehen können, was sicher die Schwester stören mußte, zogen sich bald unter halblauten Gesprächen mit gesenkten Köpfen zum Fenster zurück, wo sie, vom Vater besorgt beobachtet, auch blieben. Es hatte nun wirklich den überdeutlichen Anschein, als wären sie in ihrer Annahme, ein schönes oder unterhaltendes Violinspiel zu hören, enttäuscht, hätten die ganze Vorführung satt und ließen sich nur aus Höflichkeit noch in ihrer Ruhe stören. Besonders die Art, wie sie alle aus Nase und Mund den Rauch ihrer Zigarren in die Höhe bliesen, ließ auf große Nervosität schließen.

  His sister began to play; father and mother paid close attention, one on each side, to the movements of her hands. Drawn in by the playing, Gregor had dared to come forward a little and already had his head in the living room. Before, he had taken great pride in how considerate he was but now it hardly occurred to him that he had become so thoughtless about the others. What's more, there was now all the more reason to keep himself hidden as he was covered in the dust that lay everywhere in his room and flew up at the slightest movement; he carried threads, hairs, and remains of food about on his back and sides; he was much too indifferent to everything now to lay on his back and wipe himself on the carpet like he had used to do several times a day. And despite this condition, he was not too shy to move forward a little onto the immaculate floor of the living room.

No-one noticed him, though. The family was totally preoccupied with the violin playing; at first, the three gentlemen had put their hands in their pockets and come up far too close behind the music stand to look at all the notes being played, and they must have disturbed Gregor's sister, but soon, in contrast with the family, they withdrew back to the window with their heads sunk and talking to each other at half volume, and they stayed by the window while Gregor's father observed them anxiously. It really now seemed very obvious that they had expected to hear some beautiful or entertaining violin playing but had been disappointed, that they had had enough of the whole performance and it was only now out of politeness that they allowed their peace to be disturbed. It was especially unnerving, the way they all blew the smoke from their cigarettes upwards from their mouth and noses.

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