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     LiteratureFairy Tales Hans Christian Andersen: Des Kaisers neue Kleider

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  Seite 09: Des Kaisers neue Kleider (Des Kaisers neue Kleider)



deutscher Text English text
 

Die Kammerherren, die das Recht hatten, die Schleppe zu tragen, griffen mit den Händen gegen den Fußboden, als ob sie die Schleppe aufhöben, sie gingen und taten, als hielten sie etwas in der Luft; sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen, dass sie nichts sehen konnten. So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: "Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!" Keiner wollte es sich merken lassen, dass er nichts sah; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese. "Aber er hat ja gar nichts an!" sagte endlich ein kleines Kind. "Hört die Stimme der Unschuld!" sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte. "Aber er hat ja gar nichts an!" rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: Nun muss ich aushalten. Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.

 

The chamberlains, who were to carry the train, stretched their hands to the ground as if they lifted up a train, and pretended to hold something in their hands; they did not like people to know that they could not see anything. The emperor marched in the procession under the beautiful canopy, and all who saw him in the street and out of the windows exclaimed: "Indeed, the emperor's new suit is incomparable! What a long train he has! How well it fits him!" Nobody wished to let others know he saw nothing, for then he would have been unfit for his office or too stupid. Never emperor's clothes were more admired. "But he has nothing on at all," said a little child at last. "Good heavens! listen to the voice of an innocent child," said the father, and one whispered to the other what the child had said. "But he has nothing on at all," cried at last the whole people. That made a deep impression upon the emperor, for it seemed to him that they were right; but he thought to himself, "Now I must bear up to the end." And the chamberlains walked with still greater dignity, as if they carried the train which did not exist.


Vokabular  
  der Kammerherr = chamberlain
  die Schleppe = trail
  nichts anhaben = to be naked
  das Volk schien ihm recht zu haben = it seems the people were right
  die Unschuld = innocence
  ergreifen = to move
  aushalten = to bear

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