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     LiteratureFairy Tales Die Gebrüder Grimm: Schneeweißchen und Rosenrot

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Literature: Schneeweißchen und Rosenrot

  Seite 05: Schneeweißchen und Rosenrot (Snow-white and Rose-red)



deutscher Text English text
 

Als Schlafenszeit war und die andern zu Bett gingen, sagte die Mutter zu dem Bär: »Du kannst in Gottes Namen da am Herde liegenbleiben, so bist du vor der Kälte und dem bösen Wetter geschützt.« Sobald der Tag graute, ließen ihn die beiden Kinder hinaus, und er trabte über den Schnee in den Wald hinein. Von nun an kam der Bär jeden Abend zu der bestimmten Stunde, legte sich an den Herd und erlaubte den Kindern, Kurzweil mit ihm zu treiben, soviel sie wollten; und sie waren so gewöhnt an ihn, dass die Türe nicht eher zugeriegelt ward, als bis der schwarze Gesell angelangt war.
Als das Frühjahr herangekommen und draußen alles grün war, sagte der Bär eines Morgens zu Schneeweißchen: »Nun muss ich fort und darf den ganzen Sommer nicht wiederkommen.«
»Wo gehst du denn hin, lieber Bär?« fragte Schneeweißchen. »Ich muss in den Wald und meine Schätze vor den bösen Zwergen hüten. Im Winter, wenn die Erde hartgefroren ist, müssen sie wohl unten bleiben und können sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgetaut und erwärmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen; was einmal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an des Tages Licht.« Schneeweißchen war ganz traurig über den Abschied, und als es ihm die Türe aufriegelte und der Bär sich hinausdrängte, blieb er an dem Türhaken hängen, und ein Stück seiner Haut riss auf, und da war es Schneeweißchen, als hätte es Gold durchschimmern gesehen; aber es war seiner Sache nicht gewiss. Der Bär lief eilig fort und war bald hinter den Bäumen verschwunden.

  When it was bed-time, and the others went to bed, the mother said to the bear, you can lie there by the hearth, and then you will be safe from the cold and the bad weather. As soon as day dawned the two children let him out, and he trotted across the snow into the forest. Henceforth the bear came every evening at the same time, laid himself down by the hearth, and let the children amuse themselves with him as much as they liked. And they got so used to him that the doors were never fastened until their black friend had arrived. When spring had come and all outside was green, the bear said one morning to Snow-White, now I must go away, and cannot come back for the whole summer. Where are you going, then, dear bear, asked Snow-White. I must go into the forest and guard my treasures from the wicked dwarfs. In the winter, when the earth is frozen hard, they are obliged to stay below and cannot work their way through, but now, when the sun has thawed and warmed the earth, they break through it, and come out to pry and steal. And what once gets into their hands, and in their caves, does not easily see daylight again. Snow-white was quite sorry at his departure, and as she unbolted the door for him, and the bear was hurrying out, he caught against the bolt and a piece of his hairy coat was torn off, and it seemed to Snow-White as if she had seen gold shining through it, but she was not sure about it. The bear ran away quickly, and was soon out of sight behind the trees.

Vokabular  
  beim Grauen des Tages = at dawn
  traben = to trot
  Kurzweil treiben = to amuse oneself
  hüten = to protect
  am Türhaken hängenbleiben = to get caught at the bolt
  durchschimmern = to shine through
  verschwinden = to disappear
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