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     LiteratureDer SandmannClassical LiteratureFairy TalesSongs

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Literature: Der Sandmann.

  Seite 25: Der Sandmann.



deutscher Text English text
 

Seltsamer und wunderlicher kann nichts erfunden werden, als dasjenige ist, was sich mit meinem armen Freunde, dem jungen Studenten Nathanael, zugetragen, und was ich dir, günstiger Leser! zu erzählen unternommen. Hast du, Geneigtester! wohl jemals etwas erlebt, das deine Brust, Sinn und Gedanken ganz und gar erfüllte, alles andere daraus verdrängend? Es gärte und kochte in dir, zur siedenden Glut entzündet sprang das Blut durch die Adern und färbte höher deine Wangen. Dein Blick war so seltsam als wolle er Gestalten, keinem andern Auge sichtbar, im leeren Raum erfassen und die Rede zerfloß in dunkle Seufzer. Da frugen dich die Freunde: »Wie ist Ihnen, Verehrter? - Was haben Sie, Teurer?« Und nun wolltest du das innere Gebilde mit allen glühenden Farben und Schatten und Lichtern aussprechen und mühtest dich ab, Worte zu finden, um nur anzufangen. Aber es war dir, als müßtest du nun gleich im ersten Wort alles Wunderbare, Herrliche, Entsetzliche, Lustige, Grauenhafte, das sich zugetragen, recht zusammengreifen, so daß es, wie ein elektrischer Schlag, alle treffe. Doch jedes Wort, alles was Rede vermag, schien dir farblos und frostig und tot. Du suchst und suchst, und stotterst und stammelst, und die nüchternen Fragen der Freunde schlagen, wie eisige Windeshauche, hinein in deine innere Glut, bis sie verlöschen will. Hattest du aber, wie ein kecker Maler, erst mit einigen verwegenen Strichen, den Umriß deines innern Bildes hingeworfen, so trugst du mit leichter Mühe immer glühender und glühender die Farben auf und das lebendige Gewühl mannigfacher Gestalten riß die Freunde fort und sie sahen, wie du, sich selbst mitten im Bilde, das aus deinem Gemüt hervorgegangen!

 

Nothing more strange and chimerical can be imagined than the fate of my poor friend, the young student Nathaniel, which I, gracious reader, have undertaken to tell you. Have you ever known something that has completely filled your heart, thoughts and senses, to the exclusion of every other object? There was a burning fermentation within you; your blood seethed like a molten glow through your veins, sending a higher colour to your cheeks. Your glance was strange, as if you were seeking in empty space forms invisible to all other eyes, and your speech flowed away into dark sighs. Then your friends asked you: 'What is it, my dear sir?' 'What is the matter?' And you wanted to draw the picture in your mind in all its glowing tints, in all its light and shade, and labored hard to find words only to begin. You thought that you should crowd together in the very first sentence all those wonderful, exalted, horrible, comical, frightful events, so as to strike every hearer at once as with an electric shock. But every word, every thing that takes the form of speech, appeared to you colourless, cold and dead. You hunt and hunt, and stutter and stammer, and your friends' sober questions blow like icy wind upon your internal fire until it is almost out. Whereas if, like a bold painter, you had first drawn an outline of the internal picture with a few daring strokes, you might with small trouble have laid on the colours brighter and brighter, and the living throng of varied shapes would have borne your friends away with it. Then they would have seen themselves, like you, in the picture that your mind had bodied forth.


Vokabular  
 

gären = to ferment

 

es gärt im Volk = there is agitation

 

abmühen = to take efforts

 

ein elektrischer Schlag = an electrical shock

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